Herbert Spittler, Ehrenvorsitzender
Grußwort des Ehrenvorsitzenden Herbert Spittler zum 60-jährigen Jubiläum des Caritasverbandes für Stadt und Landkreis Passau e. V.
Caritas ist immer eng verbunden mit Zeitgeschichte und deren Wandel. Als kirchliche Organisation befasst sie sich mit dem aktuellen Tun und Denken der Menschen. Entsprechend richtet sie ihren Dienst am Nächsten aus, ohne ihre Kernaufgaben zu vernachlässigen. Aus Sicht einer modernen, weltoffenen Gesellschaft wird Kirche erst durch "die Caritas" sichtbar und begreifbar. Nur sie setzt - vereinfacht ausgedrückt - in den Augen vieler Menschen christliche Glaubensinhalte in die Praxis um. Der ehemalige Vorsitzende des Diözesancaritasverbandes Passau, Prälat Kurt Georg Lenz, kleidete diese Aussage zutreffend in die Frage: "Was wäre Kirche ohne Caritas?"
Caritas ist wohlverstandene Nächstenliebe. Sie ist lebensnotwendiges Bindeglied zwischen der Institution Kirche und den Menschen auf der Straße. Sie schaut nicht weg, wenn dem oder der Einzelnen Unannehmlichkeiten oder Probleme zu schaffen machen. Sie kümmert sich und hilft allen Betroffenen, egal welchen Geschlechts sie sind, welche Hautfarbe und Sprache sie haben oder welchen Standes oder welcher Volkszugehörigkeit sie zugeordnet werden. Ist es angesichts dieser sicherlich von allen Entscheidungsträgern gut geheißenen Feststellung nicht sonderbar, dass sich die Caritas bei der Zuweisung kirchlicher Mittel über viele Jahre hinweg mit weniger als 8 % des diözesanen Haushaltsvolumens zufriedengeben muss?
Ich bin froh und glücklich, dass ich mehr als ein viertel Jahrhundert am Aufbau und der Gestaltung der Caritas in der Diözese Passau auf allen Ebenen, insbesondere als ehrenamtlicher Vorstandsvorsitzender des Caritasverbandes für Stadt und Landkreis Passau e. V. entscheidend mitwirken durfte. Die Last der Entscheidungen vermochte ich nur dank der einsatzbereiten VorstandskollegInnen und der vielen loyalen MitarbeiterInnen und ehrenamtlichen HelferInnen zu tragen. Gemeinsam gelang es, unseren Caritasverband, trotz mancher finanzieller Begrenzungen und weisungsbezogener Hürden, zum Wohle vieler tausend schutz- und hilfebedürftiger Menschen zu einer unverzichtbaren Einrichtung auszubauen. Ihnen allen gilt mein herzlicher Dank.
Aus einem ursprünglich kleinen Verein mit nur wenigen MitarbeiterInnen erwuchs in sechzig Jahren ein ansehnlicher Kreisverband mit einem umfassenden Netz von Sozialstationen, Fachstellen für pflegende Angehörige, Betreuungsgruppen und mehreren freiwilligen Helferkreisen. Ein großer Schritt war die Zusammenführung 2015/2016 des ehemaligen Kreisverbandes und des Caritasverbandes Passau-Stadt e.V. zum Caritasverband für Stadt und Landkreis Passau e.V. Die Übernahme von Pflegschaften und die allgemeine Sozialberatung zeigten sich als ebenso dringliche Aufgabe wie die Eröffnung der Erstaufnahmezentren für unbegleitete minderjährige Geflüchtete, um nur einige Beispiele zu nennen.
Die satzungsbedingte Übergabe der Verbandsführung aus ehrenamtlicher Hand an hauptberufliche Vorstände mag dem Zug der Zeit entsprochen haben. Sie bringt aber einer bewahrenden Kirche, deren Handeln auch von Laien mitbestimmt werden sollte, nicht immer den gewünschten Erfolg. Gleichwohl wünsche ich dem Caritasverband und seinen MitarbeiterInnen weiterhin ein für Hilfebedürftige stets offenes Herz und Gottes reichen Segen.
Ihr Herbert Spittler, Ehrenvorsitzender